…ja, noch eins! Und zwar ein mindestens so verrücktes, wie das letzte. Es geht los vor zwei Tagen:
Ich wollte den Tag nach meiner Ankunft hier in Thessaloniki nutzen für ein paar nützliche Stadtgänge wie Post, Internet Cafè, Blog schreiben u.s.w. Aber so weit kam es nicht! Ich ging zur Promenade am Wasser und war auf der Suche nach dem richtigen Plätzchen zum Schreiben, als plötzlich ein Zweimeternochwasgrieche vom Himmel fiel und direkt neben mir landete. Stelios, wie sich auf meine erste Frage an ihn herausstellte. Seine erste Frage war: „Bist du Tourist?“, die zweite: „Wie lange bleibst du?“, die dritte: „Bist du Single?“ Mit Mühe und Not konnte ich ihn auf einen Kaffee ausbremsen. Eine durchaus amüsante, aber irgendwie auch komische und alles in allem vogelwilde Begegnung, aber wir verabredeten uns auf einen Abschiedskaffee am nächsten Tag bevor ich die Stadt wieder verlassen wollte. Am selben Abend war ich nämlich schon mit Theano zum Gottestdienst verabredet, da konnte er machen, was er wollte, der griechische Meterstab!
Ich hatte gestern also jede Menge Schreibkram nachzuholen und setzte mich dazu in ein Café. Und zwar bevor ich mich bei ihm meldete! Da tippt mir plötzlich eine Dame auf die Schulter und fragt mich, ob das mein Radl wäre da draußen vor der Tür. Ich bejahte, verstand aber nicht, warum sie gefragt hatte. Jedenfalls wegfahren sollte ich es nicht! Da bemerkte ich erst den Mann an ihrer Seite. Es war Javier! Ein spanischer Radler, dem wir an unserem ersten Tag in Griechenland begegnet waren. Er war eigentlich in die entgegengesetzte Richtung unterwegs, also von Süden Richtung Norden. Und jetzt stand er plötzlich vor mir! Ich konnte es nicht fassen! Er war für ein Wochenende nach Thessaloniki gereist, um hier mit seiner Freundin ein romantisches Wochenende zu genießen. Da flanierten sie dann ganz entspannt durch die samstägliche Trubelzone der wirbeligen Stadt, als er plötzlich eine rosa Kiste sieht und energisch aufschreit: „Die kenn ich, die Kisste!“ und zieht seine Frau durch die Masse bis mitten ins Cafè, direkt vor meine Zehenspitzen! Oh Mann, ist das nicht verrückt?
Wir waren alle drei so aufgekratzt und glücklich und quasselten wild durcheinander über`s Fahrradfahren und `Warmshowern`, das Pendent zum `Couchsurfen`, nur für Biker, sodass irgendwann auch noch ein Grieche um uns herumschwänzelte – ganz dezent und zaghaft, aber schon auch merklich. Und als Margherita und Javier mich dann mit vielen Umarmungen und Küssen verabschiedet hatten, sprach es ganz schüchtern von einem ebenfalls pinken Trekkingrad: „Weißt du, ich bin auch ein Warmduscher!“
So kamen wir ins Gespräch. Von dort in ein faszinierendes, kleines griechisches Restaurant, von dort aus zu ihm nach Hause. Was ich dort bekam, bedarf keiner weiteren Worte:
(Ihr hört das wunderbare Spiel einer original griechischen Lyra, leider ist mein Video um Welten zu groß für den Upload… Es tut mir wirklich im Grunde meines Herzens leid, aber: Ihr habt was verpasst!)
Es sei denn, ihr habt Glück und der folgende FB-Link funktioniert: https://www.facebook.com/buhlangela?ref=hl
Ach ja, fast hätte ich vergessen, den Kreis zu schließen. Also dieser Stelios, der Typ von vorgestern, hat mich knallhart versetzt. Aber bevor ich mich darüber ärgern konnte, standen da erst Javier und Margherita, dann der Warmduscher-Grieche vor mir. Er hat die Verabredung mit Stelios nahtlos übernommen. Und ratet mal, wie er sich gleich im zweiten Satz vorgestellt hat, nachdem er den ersten Kontakt aufgenommen hatte! „I´m Stelios, and you are?“ : )
So kam es also, dass ich Stelios niemals hätte kennengelernt, wenn da nicht dieser Stelios gewesen wäre. Also: Wäre nicht Stelios (der Erste) gewesen, hätte ich an diesem Tag meinen Blog geschrieben, hätte also nicht am Tag danach im Café gesessen, hätte nicht Javier meine rosa Kiste gesehen, hätte nicht seine Freundin mit mir über Warmshowers gesprochen, hätte nicht Stelios (der Zweite) einen Anstoß gehabt, mich anzusprechen, hätte ich glatt dieses einzigartige Privatkonzert einer griechischen Lyra verpasst! Und ist das nicht Beweis genug, dass auch die schrägsten Vögel irgendwie ihre Daseinsberechtigung haben? Manchmal zumindest…
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