Nun bin ich seit Drei Tagen hier und habe mich von Acapulco noch lange nicht sattgelebt: Diese Stadt gefällt mir! Sie liegt traumhaft schön um eine Bucht herum, die mir vorkommt, wie ein gigantischer, gemeinsamer Pool inmitten einer überdimensionalen Hotelanlage. Ich fühle mich hier irgendwie geborgen. Und gleichzeitig schubst einen die langgestreckte Strandkurve immer wieder an, dem Ziel entgegenzugehen, das man am Ende der Bucht ausmacht. Und wenn man dort angelangt ist, will man wieder zurück. Kennt ihr das? Es ist eine ganz bestimmte, auch irgendwie unsinnige Art von Neugier, die die andere Poolseite immer interessanter macht als die, auf der man sich befindet. Und das macht wohl den Puls von Acapulco aus…
Oder macht es vielleicht die herausragende Gastfreundschaft von Ana aus, dass ich hier eigentlich noch gar nicht bereit bin, wieder aufzubrechen: Sie ist – wie ich – Architektin und kennt die Situation nur zu gut, dass man auch mit guter Berufsausbildung sich doch nur eine einfache Bude leisten kann. Wir wohnen in einem offenen Zwei-Zimmer-Appartment ohne Festverglasung, mit offenem Bad und WC und einem Milionenheer von Ameisen. Der Eine mag sich vielleicht veräppelt vorkommen, wenn er über die „Warmshowers“-Plattform – einem Forum von Radreisenden für Radreisende, die sich gegenseitig eine warme Dusche und ein Bett für die Nacht für lau anbieten – bei ihr zu Hause ankommt. Wenn man die Tür beim Pinkeln oder Duschen nicht zumachen kann und die ganze Wohnung nur so klein und hellhörig ist, dass sogar der Nachbar hören kann, wenn du dir deine Haare einschäumst. Aber ich finde, man kann das auch anders herum sehen: Wer von uns würde bei solchen Wohnverhältnissen einem Fremden Unterschlupf gewähren? Wohl keiner, oder? Ich finde diese Einstellung bemerkenswert und fühle mich bei Ana außerordentlich wohl!
Und ich glaube, sie fühlt sich mit mir auch wohl. Denn sie hat mir gleich am ersten Tag angeboten, dass ich gerne auch mehr als die eine Nacht bleiben darf, die eigentlich stillschweigend unter den Mitgliedern und Nutzern dieses Forums als vereinbart gilt. Und mehr noch: Sie nimmt mich bei der Hand und zeigt mir ein bisschen die Stadt. Wir sehen die Festung mit der besten Aussicht über die ganze Bucht, den zentralen Hauptplatz, essen einmal mitten im einfachen Markt, schlemmen beim Italiener oder gönnen uns am Abend bei einem Cocktail im legendären „Hotel Mirador“ auf der Logenterasse mit bestem Blick auf die jungen Mexikaner, die sich furchtlos aus Fünfunddreißig Metern Höhe in die Tiefen des Pazifik stürzen. Das ist die Tradition des Hauses: Los Clavados! Und während ich mir fast ins Höschen pinkle vor Aufregung, wenn die Jungs da oben noch ein letztes Mal die Madonnenstatue küssen, erzählt mir Ana, dass hier schon Elvis seine Show gehabt habe. Es ist pure Magie!
Am nächsten Morgen kickt sie mich um halb Sieben aus den Federn: Wir gehen schnorcheln mit ihrem Freund Ricardo. Doch nicht etwa mit einer dieser klapprigen, Touristenkisten, deren qualmende Motoren das ganze Wasser versäuchen – Ricardo holt uns mit dem Kajak ab! Und er paddelt uns wie zwei Königinnen von einer Minibucht zur nächsten. Wir müssen einfach nur genießen und unsere Flossen ins Wasser hängen, den Rest hat er auf dem Plan. So kann ein Morgen beginnen! Ich hatte schon fast wieder vergessen, wie schön es ist, den bunt schimmernden Fischchen unter Wasser zuzuschauen. Es ist zu tiefst entspannend! Wir besuchen auch die berühmte Madonna unter Wasser, paddeln dann an einen romantischen Badestrand und sehen uns ein paar exklusive Hotels von der Seeseite aus an. Es sind Eindrücke, die ich ohne Ana niemals bekommen hätte! Und ich bereue keinen Augenblick, den ich länger als ursprünglich geplant, verbracht habe.
Und ihr: Wenn ihr mal nicht wisst wohin des Winters: Acapulco ist immer einen Besuch wert!
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